Wartung und Pflege des Kaffeevollautomaten: Was macht man selbst, wo hilft der Profi?

Kaffeevollautomaten sind unhygienisch und eine Brutstätte für Schimmel und Keime. Diese Meinung ist weit verbreitet. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht, aber wenn man sich ein wenig um das Maschinchen kümmert, hat man derartige Probleme nicht. Wir haben uns mal mit Michael Brune von bohnos.de zusammengesetzt und uns ein paar Tipps abgeholt, was zu tun ist und was man selbst erledigt bekommt oder was man besser dem Profi überlassen sollte.

Wartung und Pflege als Aspekte bei der Kaufentscheidung

Michael, du kennst den Markt der Kaffeevollautomaten gut und hast viele auf deinem Arbeitstisch. Gibt es Marken und / oder Modelle, die unter dem Aspekt der Wartung und / oder Pflege besonders zu empfehlen oder eben nicht zu empfehlen sind?

Unter dem Aspekt der Wartung und Pflege möchte ich keine Marke und auch kein Modell hervorheben. Eingehen möchte ich allerdings kurz auf ein weit verbreitetes Vorurteil. Immer wieder hört man, dass Vollautomaten von Jura schlecht zu reinigen seien, weil die Brühgruppe nicht herausgenommen werden kann. Ich sehe das anders. Jura hat Jahrzehnte Erfahrung im Bau von Kaffeevollautomaten und baut hervorragende Geräte, die auch aus hygienischer Sicht zu empfehlen sind. Und wenn eine Maschine bei mir zur Wartung ist, auf die weiter unten noch näher eingegangen wird, habe ich auch bei einer Jura ganz schnell die Brühgruppe ausgebaut und kann diese reinigen.

Reinigung des Kaffee-Vollautomaten

Klar ist, dass man seinen Kaffee-Vollautomaten regelmäßig reinigen sollte. Das beginnt mit dem Gehäuse, das du regelmäßig mit einem feuchten Tuch abwischen solltest. Die Pflege des Geräteinneren beginnt mit der täglichen Inbetriebnahme. Bei dieser empfiehlt es sich, den Vollautomaten einmal durch zu spülen. Manche Geräte machen dies automatisch beim Einschalten, bei anderen findest du eine Spülanleitung in der Gebrauchsanweisung. Beim Leeren des Auffangbehälters für den Kaffeesatz solltest du diesen mit Wasser ausspülen, um eventuelle Reste zu entfernen. Gleiches gilt für die Schale, in der das Wasser aufgefangen wird. Beide sollten im besten Fall einmal pro Woche mit Spülmittel gereinigt werden.

Sollte dein Kaffeevollautomat eine herausnehmbare Brühgruppe haben, was bei den allermeisten der Fall ist, solltet du diese einmal in der Woche herausnehmen und für eine halbe Stunde in warmem Wasser einweichen. Bewege dabei immer wieder mal im Wasser die beweglichen Teile der Brühgruppe hin und her. Anschließend lässt du die Brühgruppe trocknen und setzt sie dann wieder ein. Während die Brühgruppe trocknet, kannst du den Innenraum der Maschine mit einem Staubsauger reinigen oder mit einem trockenen Tuch auswischen.

Den Wassertank deines Vollautomaten solltest du vor jeder Befüllung mit heißem Wasser ausspülen, Einmal in der Woche kannst du ihn mit einem milden Spülmittel reinigen und trocknen lassen. Besondere Zuwendung benötigen alle Teile deines Vollautomaten, die mit Milch in Berührung kommen. Diese sind nach jeder Benutzung von außen abzuwischen und von innen mit Wasser zu spülen.

Michael, was wird bei der Reinigung des Kaffeevollautomaten häufig vergessen?

Auch wenn der Wassertank bereits erwähnt wurde, ist meine Erfahrung, dass dieser häufig vernachlässigt wird. Statt eines milden Spülmittels empfehle ich, den Wassertank alle 3 Monate mit Zitronensäure oder Essigsäure zu reinigen.

Entkalkungsmittel

Für die Entkalkung gilt Essig als altes Hausmittel, auch Backpulver wird mitunter genannt. Die Hersteller der Vollautomaten empfehlen in der Regel ihre eigenen Produkte, die nicht gerade preiswert sind. Im Handel sind zahlreiche Entkalker anderer Anbieter zu finden, die sich in einer breiten Preisspanne bewegen. Von allen Hausmitteln die Feststoffe enthalten, ist dringend abzuraten. Im besten Fall führen sie nur nicht zum gewünschten Ergebnis, im schlimmsten Fall verursachen sie Beschädigungen.

Michael, was empfiehlst du für die Entkalkung des Kaffeevollautomaten?

Zitronensäure aus dem Reformhaus ist auf jeden Fall ein gutes Mittel zur Entkalkung. Gleiches gilt für Essigessenz. Auch ein billiger Entkalker aus dem Supermarkt ist keine schlechte Lösung. Grundsätzlich lautet mein Motto aber: "Möglichst wenig Chemie in den Vollautomaten!"

Entkalkungszyklen

Die meisten Vollautomaten weisen einen darauf hin, wenn sie entkalkt werden sollten. Die Entkalkung selbst ist dann in der Regel ganz einfach. Maschinen mit einem Display führen Sie Schritt für Schritt durch den Entkalkungsvorgang, bei allen anderen hilft ein Blick in die Gebrauchsanleitung.

Michael, kann man sich auf die Entkalkungs-Hinweise der Vollautomaten verlassen oder sind andere Zyklen für die Entkalkung zu empfehlen?

Ich empfehle meinen Kunden, die Maschine nur mit Wasser ohne Entkalker zu "entkalken", damit die Entkalkungslampe ausgeht. Alle drei bis vier Jahre sollte der Vollautomat zur Wartung zum Profi, wo er dann auch entkalkt wird. Ich habe andere Mittel für die Entkalkung, die sehr effektiv sind und der Maschine nicht schaden. Die meisten Schäden in meiner Werkstatt sind beim Entkalken entstanden, wenn sich Mittel nicht richtig aufgelöst haben. Von 100 Maschinen sind maximal 5, die einen Schaden haben, weil sie nicht entkalkt wurden bzw. verkalkt sind.

Zum Thema Kalk muss man noch sagen, dass es regionale Unterschiede gibt. Wer besonders hartes Wasser hat, sollte seinen Vollautomaten ein- bis zweimal im Jahr mit Zitronensäure entkalken, auch wenn Entkalken nicht angezeigt wird. Wie hart das Wasser in deiner Region ist, erfährst du bei deinem Wasserversorger. Bei hartem Wasser kann auch stilles Mineralwasser eine Alternative sein.

Dichtungen und Schläuche des Kaffeevollautomaten

In einem Vollautomaten sind an verschiedenen Stellen Dichtungen verbaut. Als Laie kommt man an die Dichtungen nicht einfach heran, da diese im Innenraum der Maschine verbaut sind.

Michael, sollte man die Dichtungen und Schläuche des Vollautomaten pflegen und wenn ja, wie?

Dichtungen und Schläuche kann man nicht wirklich pflegen. Den Austausch sollte man dem Profi überlassen. Ich habe aber immer wieder auch technisch versierte Kunden, denen ich am Telefon Anweisungen für den Austausch von Dichtungen und Schläuchen geben kann.

Ist es sinnvoll, Dichtungen und Schläuche in regelmäßigen Abständen auszutauschen oder erst wenn Probleme auftreten? Was kostet bei dir ein Austausch von Dichtungen und Schläuchen?

Alle vier bis fünf Jahre sollte man tauschen. Ich empfehle dann einen kompletten Service, bei dem bei mir auch der Austausch gegen hochwertige Schläuche und Dichtungen enthalten ist. Weitere Infos dazu gibt es weiter unten.

Fetten

In der Bedienungsanleitung findet man selten etwas dazu, aber man hört immer wieder, dass zum Beispiel die Brühgruppe regelmäßig gefettet werden sollte.

Michael, was kommt da für ein Fett zum Einsatz? Kann man das selbst machen oder besser einem Profi überlassen?

Verwendet wird ein lebensmittelechtes Silikonfett. Fett wird eingesetzt, damit die Brühgruppe gängig bleibt und Dichtungen nicht reißen. Wenn man Teile des Vollautomaten selbst fetten möchte, dann auf jeden Fall nach dem Motto "Weniger ist mehr!". Bei der Service-Wartung bei mir ist das Fetten aller notwendigen Teile inklusive.

Profi-Check des Kaffeevollautomaten

Autos müssen regelmäßig zum TÜV. Ist es sinnvoll, auch Kaffeevollautomaten in bestimmten Zeitabständen von einem Profi wie dir auf Herz und Nieren checken und reinigen zu lassen? Was würde ein solcher Check bei dir kosten?

Wie bereits erwähnt: Sinnvoll ist eine professionelle Wartung alle drei bis vier Jahre, die nicht nur den Check umfasst. Der Vollautomat wird dabei komplette gereinigt und professionell entkalkt. Dazu gehört dann auch der bereits erwähnte Austausch von Dichtungen und Schläuchen. Preislich liegt der Komplettservice bei mir je nach Modell zwischen 65 und 115 €.

Herzlichen Dank für die Antworten!

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